Das Lied Vom Wassermann Poem by Johann Joseph Clahsen

Das Lied Vom Wassermann

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Dumpf aus Wald und Bergesrücken
Dringt der Nacht gespenst'ges Munkeln,
Und im Uferschilf des Seegras'
Schaurig stöhnt der Wassermann.

Nah am tiefen Mondscheinweiher
Aus dem Rohr der garst'gen Sümpfe,
Dort, wo Mitternacht am Seerand
Strömt, ertönt ein Unkenschlag.

Und die Blicke aus dem Seegras
Wallen durch die dunklen Fluten
Zu des klaren Himmels Nachtglanz,
Wo der Welten Sehnsucht fließt.

Wallen klar, wie blaue Perlen
An den Schnüren der Geschmeide,
Die am vagen Wasserspiegel
Abendlich das All umzieh'n.

Wenn aus all der alten Nächte
Gläsern abgeschloss'nen Welten
Diamant'ner Töne Weise
Still anhebt das Klageweh.

Ach, beim bleichen Elfenreigen
Aus den langen Wasserschlingen
Lauscht's den alten Wundersagen
Durch des Sees Ufergras:

Wie so wundervoll befangen
Schwebt darin der Sterne Flüstern!
Mit dem Mondschein um der Elfen
Taubenetzten Wiesentanz.

Seidenschleierweiß umwunden,
Schwenken sie die leichten Schärpen,
Um Titania Blütenschleifen
In des Mondscheins Uferau'.

Sieh, zum Throne steigt Titania,
Hellumkränzt geschmückt ihr Antlitz!
Dicht gedrängt ringt das Gefolge
Und umwogt den Königsthron,

Harrt in freudiger Erwartung
An den Schranken und hält Ausschau
Nach dem Bräut'gam, daß umjubelt
Er mit Glockenklängen naht.

Niemand hört darob die Kröte
Auf den alten Schaufelblättern,
Stöhnend nur im Trug der Träume
Wendet sich der Wassermann.

Schaut empor vom schwarzen Seegrund
Zu der Sterne Sehnsuchtsglitzern,
Und des Mondnachthimmels Abglanz
Schwimmt ihm um das Algenhaar.

Friday, November 14, 2014
Topic(s) of this poem: love
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Johann Joseph Clahsen

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