Scheue Gefährten Poem by Wolfgang Steinmann

Scheue Gefährten

In flachen Wildlederschuhen
Und ihrem Halstuch wie die Bardot
Ging sie mit mir hinaus in den Abend,
Miteinander zu reden, ganz einfach so.
Wir überquerten den ruhigen Fluss,
Und fanden den Uferweg irgendwo.

Der Verkehr hielt den Atem an,
Der Himmel wie eine Trommel gespannt:
Dämmerung hing wie eine Kulisse,
Gebauscht, wo ein Schwan sich fand,
Rüttelte sich wie ein Habicht,
Hing wie Verderben, gebannt.

Ein Vakuum von Notwendigkeit
War über die jagenden Herzen hereingebrochen,
Sind zitternd, wie Habicht und Maus
Nebeneinander einhergekrochen,
Hielten uns an die Regeln des Anstands,
Haben auch von Kunst gesprochen.

Die Werke unserer Jugendzeit
Hatten uns beide Warten gelehrt,
Gefühle nicht zu veröffentlichen,
Zu spät zu bereuen, was wir begehrt -
Keimende Liebe hatte sich schon
Verpufft und in Hass gekehrt.

Zaghaft also, erregt,
Wie ein Maus, die dem Habicht entfloh,
Genossen wir die Märzdämmerung,
Lachten wie Kinder, einfach so:
Stille Wasser sind tief,
Neben dem Uferweg, irgendwo.

(nach Seamus Heaney: Twice Shy)

This is a translation of the poem Twice Shy by Seamus Heaney
Monday, May 23, 2016
Topic(s) of this poem: love
COMMENTS OF THE POEM
Close
Error Success