Die Wanduhr Poem by Fatima Naoot

Die Wanduhr

Ebenfalls Suhair gewidmet,
die dahin entschwebte, wohin Mütter für immer entschweben

Ich schlüpfe in dein rosa Hemd,
ziehe deinen blauen Morgenmantel über,
schnüre den Gurt fest um die Taille,
lege mir deinen Wollschal um die Schultern,
und im Nu breiten sich deine Arme aus,
umfangen mich sanft,
wiegen mich in den Schlaf.

Ich lausche dem Ticken der Pendeluhr.
Ihr steter Takt
beschwört das Bild herauf,
wie du morgens Brote für uns machst,
spült die Einsamkeit fort.
Das Weiß
sagt mir, dass du mich anschaust von dort.
Bist du im Himmel?
Ist es schön im Himmel?
Gibt es dort Bäume, Blumen, Vögel, Süßigkeiten?

Die Wanduhr mit silbernem Pendel.
Für ihren Klang
gab ich meinem Bruder
alles her, was dir gehört.

Vor einem Jahr noch hing sie bei dir im Haus,
unserem alten Zuhause.
Nun hängt sie bei mir,
an der Wand gegenüber dein Foto.
Du im Brautkleid an dem Tag, als du Vater geheiratet hast.
Bist du Vater schon begegnet?
Zwanzig Jahre ist er schon dort.
Sicher hat er ein Haus für uns gebaut
und drum herum einen Garten mit Palmen und Teich angelegt.
Such ihn,
bestimmt wirst du ihn dort antreffen.
Unter einem Baum sitzend,
Liedern von Fahd Ballân, Sabâh und Fairuz lauschend,
wartet er auf dich.
Dein weißes Perlen besetztes Kleid aus Tüll und Satin
bewahre ich in einer Holztruhe auf
neben dir.

Die Uhr schlägt jetzt drei.
Eine trostlose Nacht,
ich habe Angst,
und du
fehlst mir.

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