NACHTLIED Poem by Norbert Hummelt

NACHTLIED

die nacht ist wieder da, ich stehe lauschend
über mein kind gebeugt an seinem bett, um
einen atemzug mit mir hinauszunehmen, aber
alles still; die nase scheint ganz frei zu sein
kein rasseln geht, u. ist es auch nicht völlig
finster hier im zimmer, so kann ich doch das
heben oder senken der bettdecke nicht ohne
zweifel sehen. in mir ist alles ungewiß wie je
ein zwielicht, das durch die lamellen dringt.
ein bellen nebenan, ein krankenwagen sind
zeichen, daß die welt besteht. ich muß es
glauben, es ist leicht, morgen früh, wenn gott
will, hören wir wieder die ringeltaube. ihr ruf
erinnert mich .. es ist august, mein liebling,
alles still. ich weiß nur sicher, daß die dielen
knarren, so vorsichtig ich mich bewegen mag.
es ist passiert; ein kurzes schlafeszucken mit
dem fuß rührte die spieluhr an, sie singt; oder
war es meine hand, die um die decke streicht.
ein kurzes wimmern nur, damit ich gehen kann.

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