Don Juan, am Ende Poem by JULIÁN HERBERT

Don Juan, am Ende

Alle meine Frauen zieht es zu anderen hin.
Sie verlassen mich für einen Jungspund,
rühmen ihren Gatten, während ich ihren Körper dehne,
sie lassen sich auf Journalisten ein,
auf Autisten,
auf muskelbepackte Blondschöpfe, auf Krieger
und Sänger aus Übersee.
Sie sind alle barbarisch, hysterisch
und untreu: Sie streicheln mich
mit der schüchternen Klinge ihrer Wäsche
und üben erste Tanzschritte in der heruntergekommenen Taverne,
auf glühenden Streitrössern.

(Sie tanzen immer mit einem anderen:
Mein Leben ein falscher Schritt in den Orchesterpausen.)

Ich begehre sie von Zeit zu Zeit,
wie ein tumber, brutaler Kaiman,
der seine Beute giftig gewürzt am liebsten hat.
Ich begehre sie auf den schmalen Simsen der Liebe.

Abgründe, die aufeinander folgen, und nie abreißende Geschenke,
ihre Körper setzen sich fort in mir, bis sie nicht mehr zu unterscheiden sind:
eine geht Gardinen kaufen,
die andere will, dass ich sie bitteschön ohrfeige,
wieder eine andere sitzt in einem menschenleeren Park,
starrt ins Nichts und schleckt ein Eis.
Ich beiße sie in den Nacken,
taste jede Meile ihrer Haut ab;
ich spreche zu ihnen mit der Ehrfurcht eines Fallsüchtigen,
der von seinen Alpträumen spricht.
Sie schlafen nie: Ihre einzige Beschäftigung
ist der Betrug.

Eifersüchtig. Sprunghaft.
Sie verstoßen mich aus ihren Leben wie den blauen Prinzen,
der von einem Maskenball geworfen wird,
mit nichts als einem Plastikbecher in der Hand.

Alle betrügen mich. Alle.

In ihren Armen.
Von den Armen der einen zu den Armen der anderen,
komme ich mir vor wie Cäsar, der ein paar Gesichter erkannte
- während die Messer in seiner Brust brannten -,
die Gesichter seiner Lieblinge

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