Fluchtwärts Poem by Andreas Mueller

Fluchtwärts

Verdreht den Begriff Zuhause im Kopf,
Eine schweißgenarbte Matratze, ein geschlossenes Fenster.
Ein umgekipptes Meer.
„Wo ich herkomme …", sagt sie und Martin putz ein Glas,
Als wäre es ein Diamant.
„Man sollte mich ausstellen! ", legt sie nach
Und bemerkt dabei, dass sie ein wenig lallt.
„Begreift ihr denn nicht! Ich bin untot! ", schreit sie.
Und Martin legt grinsend „Pet Sematary" von den Ramones auf.
100% Vinyl.
Sie sieht sich in einem Buddelschiff am Horizont.
„Auf Wiedersehen, Auf Wiedersehen! ", ruft sie ihr zu,
Der ewig Fremden
Ihr gegenüber.
Und Martin winkt zum Abschied.

Ihr Raum hört auf den Namen Kajüte.
Heute Nacht gehe ich von Bord!
Der Rum rudert forsch durch ihre Adern.
Sie sehnt sich nach Schmerz und heuert an
Auf ungeheuerlichen Phantasien und vor Sehnsucht
Näht sie sich selbst ans Herz.
Sie zieht mit den Händen die Knie an die Brust
Während der Tag sein milchiges, feindliches Licht
Mit grauenhafter Beharrlichkeit an die Vorhänge legt.

Sie denkt an draußen.
Draußen!
Dort, wo an den Rinnsteinen
Blutleere Matrosen wie sie darauf warten,
Gesäugt zu werden.

Monday, April 17, 2017
Topic(s) of this poem: poem
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