Abfahrt Poem by Andreas Mueller

Abfahrt

Der Bahnhof träumt vor sich hin. Er ist müde.
Am Schienenstrang verfällt ein Stellwerkhaus
Und manche Menschen sagen: Von hier aus
Verfahren sich nur allzu oft die Züge.

Die Sonne fällt verblüht ins Bett der Gleise.
Am Bahnsteig wartet stehend eine Frau.
Die Augen blicken starr. Ihr Haar ist grau.
Kein Koffer. Kein Gewicht beschwert die Reise.

Das Glasdach knirscht. Die Tauben schrei‘n im Flug.
Gepäckwagen verlieren Öl und Blut.
Dies Elend nimmt die Frau bewusst in Kauf.

Der Zug, der einfährt, ist ein Tier aus Rost,
Ein tonnenschwerer, schwitzender Koloss.
Ein Waggon öffnet sich und nimmt sie auf.

Monday, April 17, 2017
Topic(s) of this poem: poem
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