FLOM ODER MATT Poem by Marion Poschmann

FLOM ODER MATT

Tiere langweilen sich. Riesige Hunde vor ihren Hütten
bewachen Bauschutt und Trümmer von preußischen Schlössern.
Das Nilpferd bewacht seine schmutzigen Kacheln, der Bärenfelsen
bewacht sich selbst. Im Aquarienbecken des Fernsehgeräts
Immobilienblasen. Villenannoncen strömen unter der Sendung
auf schwarzem Band.

Einschlüsse, Ausschlüsse. Trübung durch Bläschen.
Hausblasen, Plattenbaublasen, neue Gebäudeblasen, die die
Geschichte der Leere verdecken. Hier wohnte zwanzig Jahre lang
Kant. Hier standen Kirchenblasen, in denen man Basketball
spielte, Ringe hingen von Orgelemporen, der Bock im Altarraum,
Gärtner des Nichts.

Unser subtiles Auge sieht Tiere, die Blasen bewachen.
Langzeitversuch: eine Blase am Leben zu halten. Parkmechanismen.
Kunst des Geheges. Das elektrische Schaukelpferd singt. Kleine Kinder
reiten durch Durchgangszimmer, durch Bernsteingemächer. Bald werden
sie Hamannsche Sprechblasen schlucken, Küchlein und Pillen,
von denen man birst.

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