[Schaukeln] Poem by Fabio Mórabito

[Schaukeln]

Schaukeln sind keine Nachricht,
sind einfach wie ein Knochen,
wie ein Horizont,
sie funktionieren mit einem Körper,
zu ihrer Pflege bedarf es lediglich
eines Anstrichs
alle Jahre,
jede Generation streicht sie
in einer anderen Farbe
(um ihre Kindheit zu betonen),
im übrigen läßt man sie, wie sie sind,
niemand forscht nach neuen
Schaukelformen,
Schaukelwettbewerbe gibt es nicht,
Schaukelunterricht wird nicht erteilt,
und Schaukeln stiehlt man nicht,
das Schaukelquietschen
wird im Radio nicht übertragen,
jede Generation streicht sie
in einer anderen Farbe,
um sich ihrer zu erinnern,
wie sie die Kinder einführen
in die Parenthesen,
die Melancholie,
die Vergeblichkeit allen Bemühens,
anders zu sein,
wenn die Kinder ihren Vorrat
an Unmöglichem aufzehren,
ihre letzten Metamorphosen,
bis sie eines Tages, ohne
Spur von Feuchtigkeit,
aus ihrer Schaukel steigen,
hin zu sich selbst,
zu ihrem eigenen Namen,
ihrem wahren Namen,
ihrem noch fernen Tod.

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