Selbstbetrug Poem by Nujoom Al-Ghanem

Selbstbetrug

Beim Einschlafen habe ich mich von Neuem betrogen,
gehofft, der Vogel möge wieder an mein Fenster klopfen,
den Balkon anfliegen, den friedlichen Morgen aufschrecken.
Der Vogel, der in jedem Winter bei uns war,
schon zwitscherte,
ehe er uns erreichte.
(Erinnerst du dich an den gereckten Schnabel?)
Die Zeit regt sich kaum, während ich auf eine Geste warte,
die alle Stille aus dem Zimmer schiebt.
Plötzlich ist die Nacht angebrochen, und das Tagesende
hat sich an ihrer beißenden Kälte verbrannt.
Wieder ist ein Tag um,
das Bett leer
und die Dächer sind versandet vom Sturm.
Unser Vogel will nicht mehr
in unseren Bäumen landen,
und dann dieses Schweigen.
Ich fürchte, dass es sich einnisten wird.

Deutsche Fassung von Nora Bossong.
Die Übersetzung entstand im Rahmen des Übersetzungsworkshops Versschmuggel. Eine Karawane der Poesie.

COMMENTS OF THE POEM
READ THIS POEM IN OTHER LANGUAGES
Close
Error Success