Hymne Poem by Johann Joseph Clahsen

Hymne

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O, ihr Stürme, Elemente!
Faust gleich, will ich mich erkühnen
Aufzuschwingen, will euch lieben!
Mit euch rasen! Im Momente
Will ich diese Welt durchstieben,
Sie eratmen, sie gewinnen!

In des Waldes Winterzweigen
Fließt der Sonne Morgengold,
Weckt in mir den munt'ren Reigen
Froher Kräfte, wird mir hold,
Fröhlich durch den Schnee zu schreiten:
Augenblicke sind die Zeiten.

Neigt sich schon der Frühlingsglanz,
Quelle sprudelt auf im Sande,
Eile, eile über Lande,
Durch die Lüfte feg' einher!
Lustig tobt der Hexen Heer,
Fegt die Stürme, peitscht das Meer.

Feuergleich ist aufgeschossen
Morgenrot am Himmelszelt,
Helios, von Feuerrossen
Angezogen, lenkt die Welt.
Mit dem angebroch'nen Tage
Sieht er auf der Menschheit Plage.

Weiter, nur nicht säumig rasten!
Seht! Der Abend bricht herein.
Mit den sommerlichen Düften
Regt es lind sich in den Lüften,
Lautlos schwanken dunkle Masten
An des Sees Uferrain.

Kähne liegen an dem Ufer,
Ruhen aus nach langer Fahrt,
Grillen zirpen in dem Grase,
Und ihr Zirpen klingt so zart.
Möchte hier wohl länger weilen,
Brauchte nicht so sehr zu eilen!

Horch! Im Wind die Abendglocken,
Lieblich klingen sie vom Tal.
Wie mich ihre Töne locken,
Grüßen grad' vieltausendmal!
Läuten Freude, läuten Not,
Künden auch den großen Gott.

Nicht mehr weiter! Welch' ein Sehnen
Sprengt in mir die volle Brust,
Zwingt ins Auge mir die Tränen,
Schwellt im Herzen auf die Lust.
So berührt es meinen Lauf,
Als tun sich mir die Himmel auf.

Alles tönt wie lauter Singen,
Wald und Wiese fallen ein,
Und die späten Sommerblumen
Schließt der Tau beim Abendschein.
Mild sich laue Winde regen
Und die Büsche sacht bewegen.

Laßt nun noch die Heimchen schlagen,
Singen leise Nebellieder!
Aus den fernen Tälern blinken
Schwarz, verhüllt die Abendseen,
Lispeln leise alte Sagen;
Ach, wie ist die Welt so schön!

Nimmer, nimmer weiter reisen!
O, die holden Töne schweigen!
Und die silberhellen Weisen
Spielen auf den schönsten Reigen.
Nieder neigt sich dieses Glück
Und wird zum höchsten Augenblick.

Monday, February 4, 2013
Topic(s) of this poem: nature
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Johann Joseph Clahsen

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