Sich nach der Arbeit rasieren, wozu?!
Wie mein Vater
vor langer Zeit
vor einem matten Spiegel, voller Risse,
wie fettlos gekochte Polenta.
Auch er rasierte sich zu dieser Stunde,
die Klinge bahnte sich einen sauberen Weg von oben nach unten,
von den Schläfen bis zum Kinn,
wie die Worte des Apostels. Mit zur Schnecke gerollter Zunge
füllte er die eine Wange, leerte die andere,
durchs Glas hörte ich seine Worte:
„Die Kraft eines Mannes, mein Kind, misst sich an den Dingen,
die er nicht tut.
Man muss die Leidenschaft versteckt halten, wie die Frucht
der Rüben!"
Es war wie eine Regel brechen,
als ich, Jahre später,
früh am Morgen zuallererst
den Dornbusch von meiner Haut entfernte,
still und heimlich, mit dem Werkzeug meines Vaters.
Als meine Hand zu zittern begann, suchte ich nach einem Gott.
Es war nicht schwierig. Wie die Suche nach einem Friseur,
in einem Stadtteil, den man wie die eigene Hosentasche kennt.
Er fragt nicht: „Was kann ich für Sie tun, junger Mann?"
Das Kreuz ist älter als der Mensch.
Und schau mich an! Ohne mich geschnitten zu haben,
im Nacken von der Hypophyse ausgeleuchtet.
Eine saubere Rasur, hätte mein Vater gesagt;
als der Tod ihn holen kam,
sein tagelang nicht rasiertes Gesicht,
wie Ameisen, die einen Stein in ein Loch werfen,
und er zerknüllte schnell seine Netzhäute, wie ein Kind
die Serviette,
wenn man es zwingt, hungrig
vom Tisch aufzustehen.
...
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