Friday, August 16, 2019

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Es ist Herbst. Die Adern des Marmors
quellen im Regen.

Die Gräber meiner Verwandten,
mit nur vier Fingern Zeit dazwischen,
in Reih und Glied
wie eine blockierte Autoschlange
vor dem Bahnübergang.

Der Krieg ist vorbei. Der Schmiedehandschuh,
der sie einst gehalten hat, wie Finger, alle zusammen,
ist weggeworfen, unbrauchbar, überflüssig.

Von außen betrachtet sind das nur ein paar Unbekannte,
die darauf warten, dass der Zug vorbei fährt,
damit sie auf die andere Seite der Straße kommen.

Der Geruch der Erde
erinnert an zuhause,
wo an der Wand eine Uhr fehlt.

Ich säubere die Namen auf dem Grabstein.
Die Jahre - wie kleine Wunden am Knie.
Die Liebe - die jetzt weniger brennt
als der Dorn einer Rose.

Die Wache am Eingang des Friedhofs
spielt Schach gegen sich selbst.
...
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Luljeta Lleshanaku
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