Scheitern Poem by RAFAEL CADENAS

Scheitern

Alles, was ich für einen Triumph hielt, war Schall und Rauch.

Scheitern - Sprache des Grundes, Spur eines anderen fordernden Raums,
es ist nicht leicht, dich zwischen den Zeilen zu lesen.

Bis du mir dein Mal auf die Stirn setztest, hatte ich mir nie Gedanken über
deine Botschaft gemacht, die schöner ist als alle sonstigen Trümpfe.
Dein leuchtendes Antlitz folgte mir, um mich zu retten
- ich wusste es nicht.
Du hast mich in den toten Winkel verbannt, mir die leichten Erfolge madig
gemacht, sämtliche Auswege zugestellt.
Mich in Schutz nehmen wolltest du, und gabst mir doch keine Leuchtkraft.
Aus reiner Liebe zu mir hast du die Leere betrieben, die mich so viele Nächte lang wie im Fieber zu einer Abwesenden sprechen ließ.
Aus lauter Schutzbedürfnis hatten immer die anderen Vorfahrt, du hast es geschafft, dass diese Frau den Beherzteren vorzog, deinetwegen
verschob ich jedes
selbstmörderische Treiben.

Immer kamst du, um mir zu helfen.

Ja, dein zerschundener, bespuckter, widerwärtiger Leib hat mich in Reinform empfangen, um mich zurück in die untrügliche Wüste zu
schicken.
Wahnsinnig geworden verfluchte und beschimpfte ich dich, lästerte dir.

Es gibt dich gar nicht.
Du bist die Erfindung eines irrsinnigen Hochmuts.
Wie viel ich dir schulde!
Du hast mich aufsteigen lassen zu neuem Rang, mich mit grobem
Schwamm sauber gehalten, auf ein richtiges Schlachtfeld geworfen
mit Waffen, die sich nichts als dem Triumph hingeben.
An der Hand hast du mich zu dem einzigen Wasser geführt, das mich reflektiert.
Durch dich ist mir jeder Rollenzwang unbekannt, ich halte mich an die
Wucht der Stufen, die ich aus eigener Kraft erklimme, Hierarchien
überspringe, hochmütig bis zum Abwinken.
Deinetwegen bin ich bescheiden, schweigsam und aufmüpfig.
Ich besinge dich nicht für das, was du bist, sondern für das, was du mich
nicht sein ließest; dafür, dass kein anderes Leben drin war; dass du
so eng anliegst.

Du hast mir nur Blößen geboten.

Gewiss, du hast mich mit Sprödigkeit unterrichtet und brachtest deine
brennbaren Flüssigkeiten mit! Aber es machte auch Freude, dich
nicht mehr fürchten zu müssen.
Danke, dass du mich vom Material befreit hast, im Austausch gegen eine materiale Schrift.
Danke für den von dir verhinderten geschwollenen Hochmut.
Danke für den Reichtum, zu dem du mich verpflichtet hast.
Danke, dass du mir ein Haus aus Schlamm gebaut hast.
Danke für meine Beseitigung.
Vielen Dank.

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