Spuren auf dem Teller (Nudeln mit Frühlingszwiebeln) Poem by ROCÍO CERÓN

Spuren auf dem Teller (Nudeln mit Frühlingszwiebeln)

1. Windhauch (am linken Rand). 2. Sturm (auf dem Rest von Nudeln mit Soße). 3. Figur (Stück Rind zurückgelassen am Rand). 4. Oberfläche (Abdrücke von Lippen auf Serviette). 5. Behälter (ein Bissen, das noch auf dem Teller liegt). 6. Wandteppich (Wolke von Fritiertem faustgroß).

Zufällige Bewegung von Blicken (oder man lächelt den Fährmann an
ohne Profitstreben).



3.
Nicht so wie es schien. Verborgener Vogel, doch der Körper leuchtet.
So nah wie dies oder den Umriss übertreten zu haben.

Feinster Film, fast wie Haar aber kein Fell. —Antillen.

Kleinster Raum wo zwei Schweißtropfen sich berühren.

Mitten auf dem Rücken ein Muttermal. Meter.
Punkt auf der Haut wo Tonus und Muskulatur überleben.
Angewohnheit.

Geburt eines Flecks oder im Freien eingefangene Sonne —Flucht vor dem
anschwellenden Ozean, Flucht.

Auf der Schulter /heimtückisches Ende des Hochzeitsrings/ Muskelversteifung.
Von dort hinunter bis zum Horizont der Rippe.

Linkes Ohrläppchen. Fleischig. Muttermal am Rand der Haut.

Berg aus Schatten Musik und Festmahl.

Der Körper glänzt. Metall und Luft auf der Zungenspitze.

Gegenwart dessen, das immer wieder die Oberfläche durchbricht.

Sieb. Kaktusblüte. Spuren.

Welcher Webstuhl Nacken oder Ohrläppchen ist Körper gegossen in Gewicht und Form aber ohne Spuren?

Nicht so wie es schien. Landkarte von Fäden um zu sagen „jene rasende Zeit, als die Wölfe ihre Beute rissen".

Verschwinde aus der Wurfbahn. Nacken oder Spuren —der Mann sang in einem Theater. Probezeit. Landschaft aus Stalaktiten und Stufen, übermächtiger Lauf der Zeit. Mutter lagert auf seiner Brust. Kleinhirn, dort wo der Schrei sich versteckt hält. Kniekehlen. Stationen, um die Grenze zu entziffern.

Epidermal, die Angst ist immer epidermal.

Flecken.


1.
(veränderbares Objekt zur Positionierung in Ruhelage)
Talisman-Stadt bewohnt von einer Frau, die ihre Haut auseinanderfaltet. Luft zwischen Eschenbaobabssequoiassumpfzypressen —Steine ins Wasser zu werfen bedeutete damals, Reispapier zu löchern und damit die Augen zu verknoten. ­—Blind durch den Nebel zu irren, löste schrilles Geschrei aus. (Es stellte sich später heraus, dass es Scharen von Enten waren, die sich in den Abgrund stürzten). Dreigriffiges Gefäß mit anthropomorphen Motiven. Auf der anderen Seite des tönernen Geschirrs wiederholen sich die Motive: bewohntes Haus flüchtende Vögel rote Dreiecke im Flug durch den Himmelsblock: von diesem Körper zu deinem Körper wie den Fortschritt die Zukunft erbauen. Sonnenkult. Jeden Morgen (Jahrhunderte/ Intonation/ an die Brust genageltes Zeichen) ein grammatikalisches Licht wacht über die Reste. Zum Mitnehmen. Diese rituelle Praxis gehört allein den Toten


5.
(Foto s/w. Ohne Titel. 1972.)

Beim Verlassen des Hauses /der Ecke/ scheint alles so viel. Und so wenig. Etwas lau: Schorf Narben. Leuchtende Sternschnuppe, leuchtender Sand. Loch in der Wand, durch das sich das Maß ermitteln lässt. Kosmischer Hauch. Neben dem Mädchen ein Mann, der auf einen Punkt zeigt: schwarzer Sturmvogel, der durch das Fenster späht. Opal aus Feuer oder Kardendistel. Dunkelheit inmitten des Amazonasbaldachins. Dasein in voller Pracht.


2, 4 und 6
Bricolage— Fülle das Bühnenbild um, tausche die Figuren aus, Montage. Dann ist alles, oder fast alles, ein einziges Einlagern, anderthalb Zoll Boden, Dichte, Jahrhunderte dehnende Pupille, Gleichzeitigkeit.

Vergänglich, alles ist vergänglich.

Dasein in voller Pracht.

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