REBHÜHNER IN DEN KIESGRUBEN DER VORSTADT Poem by SIGITAS GEDA

REBHÜHNER IN DEN KIESGRUBEN DER VORSTADT

Ein Rebhuhn ist mehr wert sogar als der Mensch.
Denn wer ist der Schießende?
Rebhühner können nicht schießen.
Ihre Flanken haben die Farbe des Perlmutterfalters.
Oder der Großen Maräne.
Des Straußgrases, in der Sonne gereift.
Des Steins.
Grauen Steins, der manchmal erglänzt.
Ganz besonders, wenn sie die Flügel schwingen.
Wie graue Augen von Frauen.
Grau ist die Poesie, und alles ist grau, was schön ist.
Und was nicht schön? - grau ist auch das, was nicht schön ist,
wenn wir der Leiden gedenken.
Grau ist doch das Leiden, alles grau, bis die Farben erscheinen.
Farben sind nur wie Blitze, um unsere Wirklichkeit heller zu machen.
Ganz besonders den Stein, wie er am Sonntag in der Kiesgrube liegt.
Du stehst, das Kleid aufgeknöpft und geöffnet.
Auch dein Kleid ist grau.
Du bist auch ein Hühnchen, eine Henne der grauen Kiesgruben
Der Vorstadt.
Und du fürchtest dich auch, erschossen zu werden.
Und doch sehnst du dich, trotz der Furcht.
Nach dem Blitz, dem verfluchten, nach Licht, das die Pupillen trifft.
Panisch fürchten wir uns vor dem Dunkel.
Breit tun sich die Augen auf - eines Tieres.
Sie verschlingen das Dunkel.
Und es leuchten dort zweizüngig die Milchstraßen auf.
Das begrabene Blau das Gottes.
Diese Sehnsucht, ins Dunkel zurückzukehren.
Durchdas Dunkel hindurch - bis ins Mark hinein, die blaue
Spirituszunge entlang.
Bis in den Tod hinein.
Vor dem Schuß.
Dann wird der Raum schon anders.
Der Toten oder - der Lebenden.
Vögel und Gräser träumen von ihm.
Von ihm träumt das graue Rebhuhn, das die graue Farbe gewählt hat.
Und graue Flügel dazu.
„O, du Rebhuhn, wohin hast du dich zum Flug aufgeschwungen
über dem Totenfluss…"
So haben die Griechen gesungen und singen auch heute.
Jahre haben für sie keine Bedeutung.
Raum und Zeit haben für sie keine Bedeutung.
Nur das ewige graue Singen.
Und dein graues Kleid.
Und die graue Kiesgrube der Vorstadt.
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Und es ist plötzlich keine Flinte mehr schrecklich.

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