REGENTONNENVARIATIONEN Poem by Jan Wagner

REGENTONNENVARIATIONEN

ich hob den deckel
und blickte ins riesige
auge der amsel.

*

unterm pflaumenbaum
hinterm haus - gelassen, kühl
wie ein zenmeister.

*

eine art ofen
im negativ; qualmte nicht,
schluckte die wolken.

*

gluckste nur kurz auf,
trat man zornig dagegen,
aber gab nichts preis.

*

als stiege durch sie
die unterwelt hinauf, um
uns zu belauschen.

*

silberne orgel-
pfeife, fallrohr: dort hindurch
pumpte das wetter.

*

einen sommer lang
ganz versunken. dann, bei sturm,
schäumte sie über.

*

bleib, sprach das dunkel,
und dein gesicht löst sich auf
wie ein stück zucker.

*

alt wie der garten,
duftend wie ein waldsee. stand
da, ein barrel styx.

*

ich hob den deckel,
zuckte zurück. der amsel-
gesang dunkelte.

*

übervoll im herbst,
lief sie aus in hunderten
schwarzer nacktschnecken.

*

was ich im kopf be-
hielt, eingefaßt vom rund: das
medaillon "ratte".

*

ein letzter tropfen
vom baum. in der stille, still,
der bebende gong.

*

ein grübeln, grübeln;
im winter die erleuchtung
als scheibe von eis.

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