SIRENEN Poem by Barbara Köhler

SIRENEN

Ich sei „Ich bin": ein zeichen
das klingt springt /himmel und
hölle/ entzwei gebrochnes wort
mein teil verschwiegen bin ich
gleiche ihm die verglichene er
kennt sich nicht im andern das
verdingte zeichen das bedeutet
wird das zu deuten scheint ihm
antwort was in frage steht was
er zu stellen sucht fixiert es
fesselt ihn das unbegreifliche
vor augen hört er es klingt es
singt zweistimmiges zwitschert
es gezwitter von frau & vögeln
sieht er sich gesehen gesungen
gespiegelt undeutliches doppel
im halben vogelblick im andern
auge die andere die gleiche in
differenz interferenzen gehört
mit bloßem ohr ein singsang an
klang echo & durchdringung wer
will das auseinanderhalten was
kommt aus seinen händen den ge
bundenen hat er sich in gewalt
gegeben den tauben ohren seines
gleichen die stricke schneiden
das eigene fleisch es schmerzt
ihn seh ich weiß was schmerzen
sind auszuhalten ist eine wahl
der qual mit namen „Ich"& mehr
als eins bin ich selbander DIE
(„Sirenen" nennt er es)ICH BIN
MIR GLEICH die fremde ist mein
double mein teil sie hält mich
aus halt ich sie weiß ich mich
zu lassen was hält ist abstand
& ich halt ihn lieber als dass
ich flöge auf dieses angebinde
: held in seilen verstrickt in
eignen worten die den leib ent
eignen die geste binden an die
täuschung ist absicht verlangt
verstopfte ohren die den augen
nicht traun gehorchen ihm aufs
wort vertraun was will er mehr
hören & sein als seinesgleichen
verglichen unterschieden & als
Einer nicht unter anderem herr
der rede hat er das sagen über
redet & verschweigt das singen
klingen springende stimmen die
keine antwort stehen lassen de
finiert er dividiert Ich nenne
trenne mich: Charybdis. Skylla.

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