Ein enger Saal, vom Flackern des Projektors erfüllt... Für Maurice Friedberg Poem by TOMAS VENCLOVA

Ein enger Saal, vom Flackern des Projektors erfüllt... Für Maurice Friedberg

Ein enger Saal, vom Flackern des Projektors erfüllt.
Kaum drei Zuschauer. Vier, inklusive des Fremden,
Der von weit herkam und seine armen Studenten
Mit Filmen wie diesem quält. Der längliche Kasten
Zeichnet ein Land, wo nicht mal die Steine (geschweige
Die Freunde) sich seiner erinnern. Gewisse Sprachen
Können nie Ruhe geben im Unbewußten. Girlanden,

Visagen und Fahnen machen sich breit da im Dunkeln.
Festlich die Stimmung, euphorisch. Doch er, geboren
In einem freudlosen Staat, bringt es nicht über sich,
Brav auf die Leinwand zu starren. Er weiß ja,
Was dann kam: die Blutlachen, dunkel und warm,
All der Dreck. Ununterscheidbar sind sie, die Lettern
Vom Feuer - untrennbar wie Wahrheit und Nichts.

Gelähmt von der Hitze liegt es, das College-Städtchen.
Schläfrig säumt der Jasmin die vom Kies beschwerten,
Knirschenden Wege, die schwitzenden Wiesen,
Wo Rasensprenger im Takt ihre Salven verschießen.
Immer größer wird die Distanz. Ein Emigrant raunt
Dem anderen zu: „ Ist doch gutgegangen, nicht wahr -"
Und bemüht sich, zu glauben an das, was er da sagt.

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