Metier der Feiglinge Poem by JUAN VICENTE PIQUERAS

Metier der Feiglinge

Ich bin nicht vor Kummer vergangen
weil ich nicht zu fühlen vermag.
Und meinem zu kleinen Verstande
verdanke ich mein Leben.'
(Flamencotext)

Niemand ist vollkommen, natürlich, und niemand weiß,
dass er genau deshalb lebt, dass er das Leben
seinen Fehlern verdankt, dass das Leben
eine Arbeit für Listige, für Feiglinge ist.

Wenn wir jenen Schmerz überlebten,
der uns zu vernichten drohte,
dann, weil wir nicht zu leiden verstanden wie wir wollten
und unfähig waren, mit ihm zu sterben.
Oder das Leben war es, das sich selbst
mehr liebt als uns, was das verhinderte.

Angst dient uns oft genug als Zuflucht.
Faulheit schützt. Feigheit rettet.
Vielleicht übertreibe ich, damit du verstehst:
Wenn wir weiterleben, so verdanken wir dies
unserem Unvermögen zu Fühlen, der Abnutzung
unseres Staunens, der Angst
und der List der Überlebenden.

Ich weiß wohl, dass der Tod sich
in die Besten verliebt, sie früh mit sich nimmt.
Wir übrigen vergessen, wenn wir können,
dass wir nicht sind, wie wir gern sein möchten,
dass unsere Erinnerung Erlebtes erfindet,
um uns beim Weiterleben zu helfen.

Unser ganzes Wissen besteht in der Schläue
uns an andere anzupassen, darin, zurechtzukommen,
uns an die Angst anzupassen, darin, nicht zu sterben.
Und so entgleitet es uns, uns geht Zeit
verloren, und wir verschlingen Tage und
führen währenddessen das Leben, das wir schaffen,
weil wir es nicht verstehen, das zu führen, von dem wir träumen.

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