Nachruf Auf Einen Hund Poem by Wolfgang Steinmann

Nachruf Auf Einen Hund

Hier liegen
Die sterblichen Reste
Von einem,
Der schön war,
Aber nicht eitel,
Stark aber nicht überheblich,
Kühn aber nicht wild,
Rechtens wie ein Mensch,
Aber ohne seine Fehler.

Sein Lohn – leere Schmeichelei nur,
Wenn auf eines Menschen Grab –
Ist ein einfacher Spruch in Erinnerung an
‘Boatswain’, ein Hund
Geboren Neufundland
Im Mai 1803,
Gestorben in Newstead Abbey
Am 18. November 1808.

Wird ein guter Mensch einst in sein Grab gelegt,
Ein Edelmann, der aber kaum die Welt bewegt,
Dann häuft das Grabmal tausend Trauerworte
Auf seine Urne tief an diesem Orte.
Am Ende kann man auf dem Grabstein lesen,
Was hätt’ sein soll’n, nicht was gewesen.
Der arme Hund jedoch, der beste Freund im Leben,
Der jeden Tag uns seine Seele hat gegeben,
Und dessen Herz für seinen Herrn geschlagen,
Und für ihn hat Gefahr und Müh’ ertragen,
Er fällt, und kaum, dass er den Menschen fehle,
Dem Himmel nicht vergönnt ist seine Seele –
Der Mensch indes, der Wurm, er sucht Vergeben
In seinem Himmel für sein frommes Streben.

Oh, Mensch, du lebst nur eine kurze Nacht
Als Sklave oder auch verderbt bei Macht –
Und wer dich kennt, verachtet, was du bist,
Belebte Form und Staub und fauler Mist.
Du liebst in Lust, und deine Freundschaft ist,
Dein Lächeln, falsch, dein Lispeln, List!
Von Grund auf schlecht, nur gut dem Namen nach,
Ein Ungetüm gereichte dir zur Schmach!
Dir gab der Zufall diese Urne hier,
Geh weiter – denn nur wenig war er dir.
Der Stein steht, einem Freund die Ehr’ zu tun;
Er war der einzige – hier kann er ruh’n.

(nach Lord Byron: Epitaph for a Dog)

This is a translation of the poem Epitaph To A Dog by George Gordon Byron
Tuesday, June 2, 2015
Topic(s) of this poem: death,dogs
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