Auf dem Langen See Poem by VOLHA IPATAVA

Auf dem Langen See

Auf dem Langen See schaukeln gegen Abend
Die verlängerten Schatten sanft wie biegsames Schilf und Kalmus,
Wie Wildenten,
die lange und beschwerlich geflogen sind,
Um jetzt frei ihr Liebeslied hinauszuschreien.

Auf dem Langen See
ist es den verwilderten Jahrhunderten nicht zu eng:
Keine Spur von dem,
der in die Tiefe des Wassers gestarrt hat,
Der in den ausgelassenen Wellen
hier einst seinen Körper liebkoste,
Der begierig war, dich zu erkennen -
Aber neben den Fischen seine Ruhe gefunden hat.

Ich neige mich demütig
über deinen geheimnisvollen Spiegel.
Ich bin hier nur ein Wölkchen,
das im nächsten Augenblick dahinschwindet.
Und still - so still ist es, dass man hört,
wie jemand
meine Seele ruft -
vielleicht Jener, der sie mir geschenkt hat?

Lob sei dem, der dich verteidigte
und dein blaues Gesetz
Unter Schutz gestellt hat,

auch dem Leben ringsum sei Lob.
Nur das kleine Dorf -
das an diesem Ufer stand,
Ist dem Zwanzigsten Jahrhundert folgend
In die Ewigkeit entschwunden.

Ich fand noch die Schatten vor und die fernen Lieder,
Und die Spindel weiß noch die menschliche Berührung.
Es ist so trostlos,
dass das Dorf nicht wieder auferstehen wird,
Es ist so grauenvoll,
wenn das Volk nicht wieder auferstehen wird ...

COMMENTS OF THE POEM
READ THIS POEM IN OTHER LANGUAGES
Close
Error Success