matutinchen Poem by JOANNA MUELLER

matutinchen

willkommen, Agnieszka!

triffst sachte ein, im rhythmus der brandung
in mir späten, getriebenen, längst nicht bereiten
zu viele worte wehen noch im durchzug am boden
wenn ich so dasteh im auslaut, bunt wie die litfaß
sperrangelweit offen mit ringsum den postervisagen

mienchen du, nicht zu ermitteln: erstehst, wo ich nicht bestehe
weißes blatt du, ringelchen, früheling
schneebeerchen, lämmchen im purpur

sei stark wie der schlaf der nachtschichthebamme
stimme mich mit mir gleich, morgensternchen, zerr mich ins helle
schrumpfe mich zur topographie von urhöhen und -tälern
von allen sinnen übe mich im schauen
schnapp ein in die körperkapsel, dolmetsche dich in die stille

atmen - ich veräußere mich ins bleiche laken
atmen - ich winde mich, grelles gehäuse nach innen
atmen - ich spule lockeres rot auf dich über

jetzt kannst du mich schon mit deiner blässe eröffnen

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