ELO VIIDING Poems

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1.
MUTTERTAG

zum muttertag müssen alle kinder singen
und der mutter blumen schenken und die premierminister glauben
dass alle mütter wollen dass man sie ehrt
und alle premierminister träumen davon
dass alle frauen die keine mütter sind
sich eines tages mies fühlen
mieser als je zuvor
also beschließen die regierungen
sondervergünstigungen für die mütter
und das gesetz zum elterngeld
alle lehrer glauben dass alle mütter lust haben
sonntagmorgens um zehn
zum muttertagskonzert zu kommen
dass alle mütter sich zur sozialen gruppe „mütter" gehörig fühlen
dass alle mütter sauer sind wenn keiner für sie singt
oder sich die arge gleichgültigkeit der kinder zu herzen nehmen
mehr als die schöne verlogenheit der gesellschaft
dass man vor allen müttern auf der bühne lampenfieber haben muss
vor müttern mit pagenkopf und müttern mit hut
und müttern mit silbrigen autos
und müttern mit handtaschen und müttern mit plastiktüten
und müttern mit saint-laurent-augen
vor eulenäugigen alleinstehenden müttern
und pfauenschönen familienmüttern
und vor den wenigen tüchtigen vätern die im saal in der letzten reihe stehen
denn sie können nicht sitzen sie sind doch männer und heute sitzen die mütter
denn das ist so toll so toll ist es für fremde zu singen
kennst du das mutterherz
sonntagmorgens um zehn im stickigen saal
magenknurrend
denn wenn wir den müttern nicht singen
dann sterben sie eines tages
nicht aus mangel an schlaf oder hunger nach sex
sondern wegen dem von uns versauten muttertag
und uns bleibt das schuldgefühl
so schlimm dass wir nicht mehr in die gesellschaft zurückkehren
der premierminister glaubt
dass alle mütter ein herz aus gold haben
an einer kette um den hals
dass alle mütter kinderpsychologie gelesen haben
dass alle mütter die brückentheorie und den kindsvater kennen
dass alle mütter in einer wohnung mit fernheizung wohnen wo aus dem hahn warmes wasser kommt
dass alle mütter bankkunden sind und von einem kredit träumen
dass alle mütter sich zu hause sportzeug anziehen und abnehmen
dass alle mütter glücklich sind dass alle mütter bereit sind zur mutterschaft
dass die depression nach der geburt gar nichts ist angesichts der viel größeren freude
die in zwanzig jahren kommt wenn das leben sechsmal teurer ist
dass alle mütter gesund sind und ohne schnaps klarkommen
dass alle mütter starke nerven haben und die spritze wegschmeißen
dass alle mütter mindestens im sechsten monat wissen dass sie schwanger sind
dass alle mütter über zwölf sind
dass alle mütter kleine kinder lieben
dass alle mütter ihren kindern vorbild sind
das alle mütter ihre kinder auf der titelseite von illustrierten sehen wollen
sowie sich nur die geringste möglichkeit bietet
dass alle mütter ihre kinder in freizeitzirkel zerren
und sie nicht mit assis hinterlader spielen lassen
dass alle mütter ihren kindern gemüse und rindfleisch vorsetzen
dass alle mütter verdammt gut weggekommen sind und nicht per polizei-tv gesucht werden
dass alle mütter rentner als großeltern haben die mit ihren kindern hoppe-reiter spielen
damit sie die kinder nicht in die krippe bringen müssen wozu dann überhaupt kinder machen
dass alle mütter eigentlich menschen sind dass alle mütter frauen sind
dass alle frauen heimlich davon träumen mütter zu werden
dass sich alle frauen im internetforum treffen
dass alle mütter ihren kindern etwas bieten können
dass alle frauen nachwuchs zum obersten gebot erklären
dass alle frauen stets für andere nur nicht für sich selber da sind
dass alle frauen staat und volk dienen wollen
dass alle frauen es schaffen früh aufzustehen
dass alle frauen es schaffen nachts sechsmal aufzuwachen
dass alle frauen sich schuldig fühlen wenn ihre milch nicht reicht
die fürs immunsystem so wichtig ist verfolgen sie die aussagen der wissenschaftler
die kinder in zwei gruppen teilen
die mit muttermilch aufgezogenen und die kranken
dass alle frauen auf natürlichem weg befruchtet werden dass alle frauen fruchtbar sind
dass alle frauen in einer privatklinik entbinden würden
dass alle frauen kinder und karriere vereinen können
dass alle frauen die kinder und karriere vereinen bezahlt werden müssten
dass alle kinderlosen frauen ihr leben öd und leer finden
dass alle frauen rennen um den schwangerschaftstest zu kaufen
wenn die zeit reif ist und die biologische uhr tickt
dann wird mit eiserner faust nach dem passenden mann gegriffen
dass alle frauen nur über ihre schwangerschaft reden möchten
dass alle frauen den nichtschwangeren etwas beibringen möchten
dass gebären eine besondere erfahrung ist und kein besonderer schmerz
dass die drei monate danach einfach nur gewöhnungsbedürftig sind
dass schwangerschaft keine krankheit sondern ein natürlicher zustand ist
in der immer natürlicheren hightechnatürlichen welt
dass hormonelle veränderungen die psyche gar nicht so sehr verändern
dass hormonelle veränderungen manchmal sogar beglücken
dass alle frauen ihre biologische primärfunktion achten
dass alle frauen entsprechend der biologischen primärfunktion handeln
dass alle frauen es müßig finden
wenn jemand um die mutterschaft aufhebens macht
sie ist doch so natürlich
alle probleme glauben sie mir
sind mit hilfe der regierung und der mütter lösbar
und alle supermärkte wollen
dass die kinder ihre mütter ehren
mach deiner mutter eine freude und schenk ihr etwas billiges
das weniger als fünfhundert kronen kostet
denn das hat deine mutter verdient
deinetwegen liebes kind kann sie keine antifalten-creme kaufen
sondern muss joghurt haferflocken und müsli in den einkaufswagen tun
geh und frag sie nach dreihundert kronen fürs geschenk
und kauf ihr eine schöne verjüngende emulsion
alle mütter jubeln über die preissenkung zum muttertag
und zahlen wegen der weihnachtsgeschenke die januarmiete nicht
alle kinder wollen ihren dank erweisen
für ihre existenz
kindlich schuldpflichtigen dank
und für das kindergeld wollen sie sagen
danke herr premierminister
dass ich lebe
alle mütter wollen erhaben und gnädig sein
und spüren dass das leben des kindes von ihrem leben abhängt
alle mütter wollen selbstlos sein und nicht jammern
alle mütter kommen mit allem klar
wenn sie nur wollen merken sie sich wollen
und alle mütter glauben dass die welche keine mütter sind
sich eines tages ganz schrecklich fühlen werden
denn sie haben keinen gar keinen der sie im alter
genauso gut behandelt wie sie
mit anderen worten sie für die mühen entlohnt
des lohnes wegen lohnt es sich doch zu leben
den lohn lohnt es zu erwarten
dank der mütter
und einmal wenn alle frauen frauenromane lesen und von prosa träumen
wenn einmal so ruhige zeiten anbrechen liebes volk
wenn niemand mehr prätentionen hat
wenn wir viele sind und reich an serotonin und endorfin
wenn wir uns alle fröhlich regen und gott zum lobe
springen
wenn keiner mehr den nächsten nervt oder zur weißglut bringt
dann haben unsere teuren mütter ihre aufgabe erfüllt
und sogar die autorinnen bekommen das verdiente lob und den verdienten lohn
wenn sie kinder haben oder in frieden ruhen
wenn ihr werk gediegen und hübsch und hilfreich ist und sie sich mit dem leser gut stellen
oder plötzlich kinderbücher schreiben
endlich auf den rechten weg geführt
wenn sie in andere sprachen übersetzt und zu seminaren eingeladen werden
wo es in der pause kuchenbrötchen gibt und kaffee aus plastikbechern
damit die parasitensteuer nicht greift
die die gesellschaft so dringend braucht denn für alle fremden ideen
wie auch körperfrüchte
muss gezahlt werden vor allem an diejenigen die keine ideen entwickeln
die die anderen zerstören und aufbauen
sogar der premierminister weiß
dass schon heute längst nicht mehr alle frauen gedichte lesen
schon gar nicht solche die nicht schön klingen und an einem nagen
für die kein preis verliehen und keine anerkennung gezollt wird
selbst wenn sie von frauen geschrieben sind
erst recht wenn sie gut sind
kann es doch keiner zugeben seien wir ehrlich
sollen sie doch was schreiben oder machen
was was einbringt
was na überlegen sie mal raten sie mal
zum muttertag müssen alle kinder singen
und der mutter blumen schenken und die premierminister wissen
dass die mütter die einzigen sind die ihre rede hören
eben weil sie mütter sind
...

2.
[ICH WAR AN DIESEM ABEND ALLEIN WIE SO VIELE]

ICH WAR AN DIESEM ABEND ALLEIN WIE SO VIELE
und genauso viel war in mir eins,
alles was mich verfolgte, nahm vielerlei Gestalt an,
nicht eins war anders, alles war wie alles.
Ich erinnere mich, dass ich fragte, warum ich,
als erinnerte ich mich, warum gerade ich, und ich schrie.

Ich spazierte am Wohnheim vorbei, das Haus hatte zwei Seiten
zwei Birnen gammelten auf dem Bürgersteig, zwei Bretter waren vor die Fenster genagelt,
in einem Fenster waren zwei Männer zu sehen, zwei Frauen, zwei Kinder,
zwei Bäume, zwei Opfer, zwei Plastiktüten, zwei Bier, zwei Goldkettchen
in einer so bezaubernden Umgebung! So total war ich eins. Ich legte einen Schritt zu,
warum gerade du?

Das Messer trifft den Blutenden.

Ich wusste plötzlich genau, warum ich. Hier wird man vor allem geboren,
dass man dem Stacheldraht ein Bein stellt, wie der Teufel
auf sein Kommen und Gehen wartet,
auf die Zeit, da man sein Gesicht noch deutlicher sieht, das Gedächtnis verliert und alles wieder gutmacht.

Oder man macht sich davon. Oder zeigt den Finger.
Ich war an diesem Abend allein wie so viele
und genauso viel war in mir eins,
alles was mich verfolgte, nahm vielerlei Gestalt an,
nicht eins war anders, alles war wie alles.
Ich erinnere mich, dass ich fragte, warum ich,
als erinnerte ich mich, warum gerade ich, und ich schrie.

Was ist denn, wenn du in diesem gottverdammten Kaff wohnst, sagte man mir,
in diesem Land zählt der Durst, und große, von Herzen kommende Zugeständnisse
marschieren dir in den Verstand und fragen, ob du leben oder im Sterben
zum Verlierer erklärt werden willst. Willst du unsere Luft.
Ich will all denen danken, die mir vom Morden erzählt haben und
von historischen Helden, von historischen Stücken,
von historischen Romanen, von historischen Persönlichkeiten,
von historischem Historischem, wie gut ich mich an alles erinnere!

Es war, als wäre es gestern gewesen, das leere Schulhaus,
wo man den Erstklässler ans Kreuz schlug,
der kein Geld hatte.

Ich war an diesem Abend allein wie so viele
und genauso viel war in mir eins,
alles was mich verfolgte, nahm vielerlei Gestalt an,
nicht eins war anders, alles war wie alles.
Ich erinnere mich, dass ich fragte, warum ich,
als erinnerte ich mich, warum gerade ich, und ich schrie.
Ich erinnere mich an die Demütigung meines Rückens (wie ich den Rücken beugte)
erinnere mich an alle eingewanderten Brüder und Schwestern, die zu mir kamen
mit Visumsorgen
und mich dann in der Höhle meiner Überzeugungen verrotten ließen.
Aber ich bin still, damit man mich
nicht ans Kreuz schlägt.

Ich war an diesem Abend allein wie so viele
und genauso viel war in mir eins,
alles was mich verfolgte, nahm vielerlei Gestalt an,
nicht eins war anders, alles war wie alles.
Ich erinnerte mich, warum gerade ich, und ich schrie.

Aber ich erinnere mich nicht,
was ich zur Antwort bekam. Bestimmt rollen sie die Steine weg,
dann ist es leichter.
Aber was soll ich mit ihnen anfangen?
Ich rolle sie zurück. Vor jemand anders.
Ich winke ab und tue so, als habe man mich unnötig entdeckt,
aber vorher zieh ich sie über den Tisch so gut ich kann, mache mich lustig über sie,
kämpfe um meine tägliche Depression,
Hauptsache, ich halte den Mund, schneide die Hecke gleichmäßig hoch,
falte die Hände auf der Brust und sehe zu, dass mein Licht niemand ins Auge fällt.
...

3.
Isikuvabadusest

Ma võin teha mida ma tahan,
istuda kuhu tahan, lennata kuhu iganes,
kui olen näidanud passi, olnud kahtlustatava osas,
võtnud tollis jalast ka kingad, siiski
taas vilisenud turvaväravate vahel, siis
võtnud seljast ka jaki, nii rahuldanud tollitöötaja.
Huvitav et ikka satub lennukisse kriminaale -
kus nad küll elavad, milliste piiride kohal lendavad?

Näen välja kui kurjategija oma heleda mantli ja salliga,
sõidan luulefestivalile, viisakas, vanemlik,
kaasa mängiv ja elav, psühholoogiliselt intelligentne,
isegi juba natuke manipuleeriv. Huvitav - ikka satub
nende lennukeisse ohtlikke.

Minagi teha võin, mida tahan, kui olen vastanud
kaubanduskeskuse küsimustikule,
siis saan ma hinnaalandust, mida ma ometi soovin,
kui usaldan neile oma aadressi, telefoni ja sünniaja,
abikaasa nime ja sissetuleku suuruse. Me kestade
asupaiga, me nõudmiste raskused.
Ma võin teha, mida ma tahan! Huvitav, ikka satub
me sekka neid, kes oma tegelikke andmeid varjavad -
kus nad küll elavad, milliste piiride kohal lendavad?

Ma võingi nüüd osta, mida ma tahan!
Turvamees hiilib mu selja taga, ta on nutikas:
võibolla tõesti on minusugune suurem võimalik
varas, kui too kiilakas vilavsilm, kes äsja just poodi sisenes,
kuid keda ta lihtsalt ei märganud. Noh, küll ta märkab,
kui oma ringkäigu teinud mu selja taga, mänginud minuga
peitust riiulite vahel, seejärel tüdinud.
Huvitav, et valvest hoolimata murrab poodi vargaid,
kes ühe ööga teevad tühjaks kogu korpuse. Kus nad küll
asuvad, milliste tarade vahel tuiavad?

Võin nüüdki istuda mere ääres,
ja vaadata läbi auguga kivi, kui minu selja taha
istub üks seltskond, lärmakas, plastesemeline.
Nad eeldavad, et lähen peagi ära, sest olen
siin kindlasti istunud juba kaua. Olen siin
istunud aastakümneid, vahetan ainult kohta,
olen selge jälg, nägematu. Mitte midagi imestav liiv.
Ümberringi on tühi rand, kõik nad veel siiski otsivad lähedust,
õnneks.
Liiglähedusest pean tõusma ja leidma endale teise paiga.
Huvitav, merest veel tõuseb olendeid, kes ööga võivad
tühjaks teha terve me kaldapealse. Siin nad elavad,
nende piiride kohal lendavad.
...

4.
PERSÖNLICHE FREIHEIT

Ich kann tun was ich will,
sitzen wo ich will, fliegen wohin auch immer,
wenn ich den Pass gezeigt, die Verdächtige gespielt,
beim Zoll auch die Schuhe ausgezogen, und doch
wieder in der Sicherheitsschleuse gepiept habe, dann
auch die Jacke ausgezogen und so den Zollbeamten zufriedengestellt habe.
Komisch, dass man im Flugzeug immer auf Kriminelle stößt -
wo wohnen die, über welche Grenzen fliegen die?

Ich sehe wie ein Verbrecher aus in meinem hellen Mantel und Schal,
ich fahre zum Poesiefestival, anständig, mütterlich,
mitspielend und lebhaft, psychologisch gesehen intelligent,
vielleicht sogar ein bisschen intrigant. Komisch - immer
stößt man in diesen Flugzeugen auf gefährliche Typen.

Selbst ich kann tun was ich will, wenn ich
im Einkaufszentrum die Umfrage mitmache,
dann kriege ich Rabatt, was will ich noch mehr,
wenn ich ihnen Adresse, Telefon und Geburtstag,
den Namen des Ehegatten und die Höhe des Einkommens anvertraue.
Den Zustand unserer Körper, die Höhe unserer Ansprüche.
Ich kann wirklich tun was ich will! Komisch, immer
stößt man auf die unter uns, die ihre richtigen Daten verheimlichen -
wo wohnen die, über welche Grenzen fliegen die?

Ich kann jetzt sogar kaufen was ich will!
Der Kaufhausdetektiv schleicht hinter mir her, er ist schlau:
Vielleicht ist tatsächlich meinesgleichen viel wahrscheinlicher
ein Dieb als der kahlrasierte Galgenstrick, der gerade in den Laden kam,
von ihm aber einfach übersehen wurde. Na er wird ihn schon sehen,
wenn er hinter meinem Rücken seine Runde gedreht,
mit mir Versteck zwischen den Regalen gespielt und dann die Schnauze voll gehabt hat.
Komisch, daß trotz Überwachung Diebe im Laden einbrechen,
die in einer Nacht das ganze Gebäude ausräumen. Wo hausen die,
hinter welchen Gattern treiben die sich rum?

Ich kann jetzt auch am Strand sitzen
und durchs Loch in einem Stein gucken, während sich hinter mir
eine Gesellschaft niederlässt, lautstark und plastikbepackt.
Sie nehmen an, dass ich gleich gehe, denn ich habe hier
bestimmt schon lange gesessen. Ich habe hier
seit Jahrzehnten gesessen, ich wechsle nur den Platz,
ich bin eine deutliche Spur, unsichtbar. Sich über nichts wundernder Sand.
Ringsherum der leere Strand, alle suchen sie dennoch die Nähe.
Zum Glück.
Wegen zuviel Nähe muß ich aufstehen und mir einen anderen Platz suchen.
Komisch, selbst aus dem Meer steigen Wesen hervor, die in einer Nacht
unsere ganze Küste leermachen können. Hier wohnen sie,
über diese Grenzen fliegen sie.
...

5.
Seadus

Miks neid naisi käristatakse
aastal 1105
aastal 1205
aastal 1305
aastal 1405
aastal 1505
aastal 1605
aastal 1705
aastal 1805
aastal 1905
aastal 1915
aastal 1925
aastal 1935
aastal 1945
aastal 1955
aastal 1965
aastal 1975
aastal 1985
aastal 1995
Seadusega?


Ja aastal 2005
Võrdõiguslikkuse seadusega,
kui nad on niigi võrdsed ja teevad oma tööd hästi?
Seda võrdsuse tööd,
mille eest ei maksnud neile keegi,
nüüdki ei laskutud nii madalale,
et rääkida mingist rahast, sajandite hüvitisest,
vaid tehti Seadus, et nad võivad viimaks
loobuda tõestamast,

aga enne pidid nad ennast kehtestama.
Oi kui palju head tööd pidid nad siis küll viima
kaalumisele linna teise otsa
ükskõikse ametniku nina ette!

Nüüd ei pea nad tegema mitte midagi,
isegi suutma ette näidata häid tulemusi.
Üldse mitte mingeid tulemusi.
Nad võivad viskuda diivanile
ja magada,
või mõtelda, mida ütelda neile,
kes koputavad pärast südaööd nende südametunnistusele
selles kesköises raadiosaates, kus vanurid kaebavad,
et naised ei taha enam sünnitada,
et õigeid naisi enam polegi,
et kõik on ainult raha peal väljas,
ja kõik tahavad ainult raha saada
ja raha eest tahavad nad üüri maksta
ja toitu ja mähkmeid ja riideid osta
ja nad ei tahagi enam meie keskele tuua
enesetapjaid ja retsidiviste ja sante ja töönarkomaane,
sest nad tahavad olla psühholoogiliselt küpsed,
valmis emaduseks, nende ajal niimoodi ei tehtud,
see oli patt, lapsed ei maksnud küll midagi!

Mõistva diktori mõmin
ja sundmõtted kasulikkusest ühiskonnale
äratavad neid taas
lühikesest ja ärevast unest,

pärast magamata ööd
nad ei näe eriti kuidagi välja,
aga nüüd neil on aega, nad ei peagi nägema teisi
ignorantseid või kavalaid, isekaid, ahneid naeratusi,
mis on teel valgustusse.
Jah, võib-olla ütlevad need naeratused kunagi,

miks neid naisi käristati,
kui nad on mõned päevad mediteerinud
oma pühakodades, oma töötubades,
sotsiaalkeskustes kummargil eelarvamuste ja referaatide taga

Nende naiste töö oli kohustav ja tõsine,
nad olid ohustavad ja tõsised.
Nad pidid tegema nii paljusid asju,
millest me ei julgenud isegi unistada -
meie, kes me neile seadusi teeme.

Veel mõnda aega tagasi pidid nad minema koju
ja pritsima näole seerumit Capture Overnight Success,
või katma näo kätega ja heitma voodisse
ja tõusma tagasi sellesse samasse trööstitusse argipäeva,
kus neile said abi anda ainult
telekas, unetuimus või teadjanaine,
või vaist, mis ei tohi kunagi tõtt rääkida,
sest seda ei olnud ju ilus kuulata,
vaist, mis ei tohi kunagi kisendada,
sest ta toob kuuldavale alandava.
Vaist, mille vastu peab alati astuma
kõikide seaduste ja suurte sõnadega,

aga eelkõige pidid need naised -
ja see oli nende ainuke tõeline kohus -
kasvatama oma tütred
ebakindlateks,
ebaõiglasteks,
enese ja teiste
hävitajateks,
kellel on vaja õnne ja õigustust,
kellel on alati midagi vaja
teistelt,
täiust ja terveid maailmu,
kes võivad alati ütelda - mina pole süüdi
sest ma ei vastuta mitte millegi eest,
mis toodi kandikul ja mida ma ju ootasin,
süüdi on minu ema,
ja see naine ja teine,
see naiste seltskond,
kus aetakse alati ühte ja sama juttu,
mis ei vii mitte kuhugi, aga mida on hea rääkida -
see annab nii hea enesetunde.

Võrdõiguslikkuse seadus tuli
ja keegi ei mäletagi enam,
miks neid naisi käristati
edukuse tunde, õigluse usu ja kollageeniga,
kui nad vaatasid endast nooremaid
juba sellise pilguga nagu oleksid nad väga väsinud.
Miks soovisid nad näha, et need noored
ei tea õieti midagi?
Sest nende soov oli õige.

Ei tohikski teada midagi,
mis peab sind põletama, liiati veel,
kui juba aimad, mis on selle teadmise taga.

Miks neid naisi käristati
trammis, trollis ja bussis,
kus nende põlvedele asetati
võrk apelsinidega,
või suruti kõht nende tagumiku vastu
ja öhiseti neile kõrva,
või küsiti, kuhu nad sõidavad,
kui nad olid maruvihased või vihased,
või lihtsalt väsinud,
millega nad olid ära teeninud, et neile abikaasad helistasid
kuid pidid vastama mõistvalt, rääkima küsijaga nii nagu lapsega.

Millega nad olid ära teeninud,
et neile abikaasad helistasid
raseduse viimasel trimestril,
et öelda: mul on teised huvid,
või: kas ma saaksin oma toa vabaks,
mulle peab ometi jääma midagi isiklikku?

Miks kuulub nartsissism neile,
kellele see on lubatud?
See sümboolne kapital, see
nartsissism, mis lubab mitte vastata
ühelegi küsimusele.
Miks see on nii ilus -
see helendav, imeline nartsissism,
see Teise nartsissism, mida pidid nad nautima,
mille eest anti suuri preemiaid,
vooliti suuri ilusaid büste
ja muiati küüniliselt ja võidukalt
neid saali ees kätte saades,
isegi lilli vastu võttes,
isegi ajalukku minnes
julgeti muiata väikeste tähtsusetute
probleemide üle.

Millega me oma ihasid toidame,
kui kirjutame demokraatlikke, nii julgeid kommentaare
ajalehe võrguväljaandele,
selle teadlase lesele,
kes oleks pidanud maha kärvama,
et tema mees oleks saanud edasi areneda,
ja ehkki naine vabandas eilses lehes, et ta tegi kõik,
et tema mees oleks õnnelik,
võime me kinnitada - olid üks napakas lits,
kes ei osanud oma geeniust hoida.
Nii me siis diskuteerime,
sinnapoole lähemegi, kus teevad viimaks pesa me makku vaglad,
me õrna, kaitsetusse makku, mis on kogunud endasse nii palju
sappi selle teadlase jõleda lese kohta,
kes muudkui mürgitas oma meest
ja tegi tema elu põrguks, viies ta lõpuks
hauda, jäädes ise nautima kõiki neid ajalehelugusid
hommikukohvi - ja muidugi kõva raha kõrvale.

Millega nad olid ära teeninud,
et neist tehti vaenlased, kellest kardeti ometi ütelda lahti
ja kui nad olid kõik lahingud kaotanud,
siis vabandati nende ees ja tehti komplimente?

Millega olid nad ära teeninud
kõik need mürgiaurud
ja üleolevad küsimused,
mis hoovasid igast meilinglistist
ja laiasid igal tänavanurgal
plakatina, mille väljapaneku eest nüüd
saaks kaela paraja trahvi?

Millega olid nad teeninud ära
selle sajandeid kestnud
verbaalse terrori,
ülbe üleoleku viimase sõna,
mis ei olnud antud nendele
isegi mitte lugemiseks,
isegi mitte VAATAMISEKS,
isegi mitte nägemiseks,
veel vähem otsustamiseks?
Nende asi oli end
kui tahes totraski kontekstis
vaid eksponeerida.

Millega olid nad küll päriselt teeninud ära
vaimsete gurude silmapilgutused, kui nad nii kenasti veel
imbusid seltskonda,
mis tähendas paremat, koguni peenemat elu,
mitte väiklasi inimesi või pealispindseimat naeru,
vihjeid, tüütusi, vihjeid, vihjeid, ja vahel ka mõtet,

absurdi, mille peale kõik noogutasid tüdinult,
vaid mitte nemad!
Nemad olid vaimustatud.
Nad lausa kujusid vaimustusest, nad olid tänulikud, empaatilised,
ärakuulavad, meeldivad, seltskondlikud, seksikad, kenad,
ja mida neile saigi pahaks panna,
kui nad nii osavõtlikult haarasid huulte ja meelte ja kõrvadega
kõiksugust plära, mida võidi ajada
küll suitsuruumis ja ajalehe toimetuses,
kõikides kohvikutes, kus nad istusid
ja kus neile räägiti seltskonnas peale
ja kus neist räägiti üle,
kus nende hinged aetigi alla,
püüdes vaigistada nende tuuma,
sest nende vaikuski oli ju tühine, olematu.

Miks nüüdki veel nende tuppa astudes jäädakse vait?
Mis on nendega juhtunud, mida on nad teinud, et neid nähakse
kuidagi teisiti? Või on see koguni austus?

Millega nad on teeninud ära selle,
et neile ei valetata enam,
isegi mitte silma vaadates?

Mis juhtus sinu emaga, tema emaga
ja minu emaga ja pidanuks juhtuma meiegagi,
kui oleksime vaid tahtnud pöörata oma emade vastu,
meelitada nende käest isad
ja vanaisad
ja vanavanaisad
ja vanavanavanaisad
ja nende isad ja vanaisad,
sest me olime ju tugevamad -
me ujusime ikka pärale äädikavees
ja isegi surmasuust võisime kasvada kõrgusse,
sinna, kuhu parajasti vaja. Me võisime teha trikke
ja üle kavaldada kõik, kes jäid ette

ja keegi ei küsinud meilt,
mis juhtuks, kui vaataksime endasse,
miks me elasime nii nagu me elasime,
selle asemel et astuda seaduste vastu,
mis tegid meid niisama õnnelikuks,
kui meie teeme neid?

Trumbata üle üksteise kehasid -
seda me oskasime, väljusime näo-
ja dekolteepiirkonna massaažist alati
kõrgtehnoloogiliselt, dermatoloogiliselt testitult,

aga me ei tahtnud teada,
miks neid teisi siis käristatakse.
Me ei taha ju teada, miks,
ikka veel,
hoolimata meie peale langenud Seadusest
pannakse neile peale
nii palju arutuid koormaid
seal kõrbes ja mägede taga.

Kas tõesti arvamegi, et me ise jääme vabaks,
kui me ei näe teise vabadust
ka enese jalge all. Kas või

humanistlike naeratuste lõõsas,
kui suurmehed mängivad jumalaid,
kosmopoliite ja prohveteid
selles vaeses ja närtsivas kogukonnas,
umbses, vananevas saalis, kus
arusaamine maailma asjadest,
väikestest õigustest, lihtsatest lugudest täitis
reporterite kaamerad ja kaustad.
Kas nad ootasid Seaduse tulekut?
Kas nad oleksid võinud selle üle
naermata jätta?
Ei.

Nüüd on kõik teisiti.
Kehtib suur, õiguslik rõõm
vabadusest, mis pidavat olema
ligi,
ja keegi ei küsigi enam,

miks meid siis käristatakse?
...

6.
DAS GESETZ

Warum bestraft man diese Frauen
anno 1105
anno 1205
anno 1305
anno 1405
anno 1505
anno 1605
anno 1705
anno 1805
anno 1905
anno 1915
anno 1925
anno 1935
anno 1945
anno 1955
anno 1965
anno 1975
anno 1985
anno 1995
mit dem Gesetz?

Und anno 2005
mit dem Gesetz über die Gleichberechtigung,
wo sie ja ohnehin gleich sind und ihre Arbeit gut machen?
Ihre Gleichheitsarbeit,
für die ihnen nie jemand was bezahlt hat,
und sich auch jetzt nicht so weit herabgelassen hat,
dass er von Geld redete, von Vergütung für die Jahrhunderte,
dafür hat man das Gesetz gemacht, damit sie endlich
aufhören mögen, sich zu legitimieren,
doch vorher mussten sie sich einführen.
O wie viel gute Arbeit wurde da doch
bis ans andere Ende der Stadt getragen
zur Bewertung vor die Nase eines gleichgültigen Beamten!

Jetzt brauchen sie gar nichts mehr zu tun,
brauchen nichtmal gute Ergebnisse vorzuweisen.
Das heißt überhaupt Ergebnisse vorzuweisen.
Sie können sich aufs Sofa schmeißen
und schlafen,
oder sie können sich überlegen, was sie denen sagen,
die nach Mitternacht an ihre Gewissenstür klopfen
nach Mitternacht im Radio, wo die Alten lamentieren,
dass die Frauen nicht mehr gebären wollen,
dass es überhaupt keine richtigen Frauen mehr gibt,
dass alle nur hinterm Geld her sind,
und alle nur das Geld wollen,
und mit dem Geld wollen sie ihre Miete bezahlen
und Essen und Windeln und Klamotten kaufen,
und sie wollen auch keine Selbstmörder und Rückfalltäter,
keine Behinderten und Arbeitswütigen mehr liefern,
denn sie wollen psychologisch reif sein,
bereit zur Mutterschaft, damals machte man sowas nicht,
das war Sünde, denn Kinder kosteten ja nichts!

Das Gefasel eines mitfühlenden Moderators
und die Zwangsvorstellungen vom gesellschaftlichen Nutzen
rütteln sie wieder wach
aus ihrem kurzen und unruhigen Traum,

nach einer schlaflosen Nacht
sehen sie nicht gerade glänzend aus,
aber sie haben jetzt Zeit, sie brauchen nicht mehr das ignorante
oder gerissene, selbstsüchtige, gierige Lächeln der anderen zu sehen,
das sich auf dem Weg zur Erleuchtung befindet.
Ja, vielleicht sagt uns dies Gelächel einmal,
warum man diese Frauen bestrafte,
als sie mal ein paar Tage meditiert hatten
in ihren Tempeln, in ihren Arbeitszimmern,
ihren Sozialämtern, über Vorurteile und Referate gebeugt.

Die Arbeit dieser Frauen war bindend und ernst,
sie waren bedrohlich und ernst.
Sie mussten so viele Dinge tun,
von denen wir nicht einmal zu träumen wagten —
wir, die wir ihnen die Gesetze machen.

Es ist nicht so lange her, da mussten sie nach Hause
und sich Capture Overnight Success-Serum ins Gesicht spritzen,
oder die Hände vors Gesicht schlagen und sich aufs Bett werfen,
um in demselben trostlosen Alltag wieder aufzuwachen,
wo ihnen nur noch der Fernseher, die Schlaftrunkenheit
oder eine Zauberin helfen konnte,
oder der Instinkt, der nie die Wahrheit sagen darf,
weil die sich ja nicht schön anhört,
der Instinkt, der nie laut schreien darf,
weil was er sagt, erniedrigend ist.
Der Instinkt, gegen den man sich in einem fort wehren muss
mit allen Gesetzen und großen Worten,

vor allem aber mussten diese Frauen —
und das war ihre einzige wirkliche Pflicht —
ihre Töchter
zu unzuverlässigen,
ungerechten Menschen erziehen,
die sich und die anderen
kaputt machen,
die Glück und Rechtfertigung brauchen,
die andauernd was brauchen
von anderen,
Vollkommenheit und heile Welten,
die andauernd sagen können — ich hab keine Schuld,
denn ich bin doch nicht dafür verantwortlich,
was man serviert hat und auf was ich doch gewartet habe,
Schuld hat meine Mutter,
und die eine und die andere Frau,
die Gesellschaft der Frauen,
in der man in einem fort dasselbe schwatzt,
das nirgendwohin führt, sich aber gut reden lässt —
es gibt ein so gutes Selbstgefühl.

Das Gleichberechtigungsgesetz kam
und niemand erinnert sich mehr,
warum man diese Frauen bestrafte
mit Erfolgsgefühl, Glauben an Gerechtigkeit, Kollagen,
wenn sie schon mit einem Blick auf die Jüngeren sahen,
als wären sie sehr müde.
Warum wollten sie sehen, dass diese Jüngeren
eigentlich nichts wissen?
Weil ihr Wunsch echt war.

Man sollte gar nicht wissen,
was dich entflammt, umso mehr
als du schon ahnst, was hinter dem Wissen steckt.

Warum bestrafte man diese Frauen
in den Trams, Trolleys und Bussen,
wo man ihnen ein Netz mit Apfelsinen
auf die Knie legte
oder seinen Bauch an ihren Hintern presste
und ihnen ins Ohr keuchte,
oder sie fragte, wohin sie fahren,
wenn sie stinksauer waren oder sauer,
oder einfach müde,
aber verständig antworten mussten und
mit dem Fragenden reden wie mit einem Kind.

Womit hatten sie es verdient,
dass ihre Ehemänner sie
im letzten Viertel ihrer Schwangerschaft anriefen,
um ihnen zu sagen: ich habe andere Interessen,
oder: kannst du mein Zimmer frei machen,
ich brauch schließlich auch meine Privatsphäre?

Warum gehört der Narzissmus ihnen,
wem ist das erlaubt?
Dieses symbolische Kapital, dieser
Narzissmus, der gestattet
keine einzige Frage zu beantworten.
Warum ist er so schön —
dieser glänzende, wunderbare Narzissmus,
dieser Narzissmus bei Anderen, an dem sie sich ergötzen mussten,
für den große Prämien verliehen wurden,
große schöne Büsten modelliert wurden
und dabei zynisch und siegreich gelächelt wurde,
als man sie vor dem Saal überreicht bekam,
sogar als man die Blumen in Empfang nahm,
sogar während man in die Geschichte einging,
wagte man über die kleinen bedeutungslosen
Probleme zu lächeln.

Womit nähren wir unsere Gelüste,
wenn wir demokratische, ach so mutige Kommentare schreiben
für die Netzausgabe der Zeitung
über die Witwe jenes Wissenschaftlers,
die besser verreckt wäre,
damit ihr Mann sich hätte weiterentwickeln können,
und obgleich die Frau sich in der gestrigen Zeitung entschuldigte,
dass sie alles getan habe, auf dass ihr Mann glücklich wäre,
können wir ihr bestätigen — du warst eine dumme Nutte,
die es nicht verstand, für ihren Genius zu sorgen.
So diskutieren wir also,
und enden schließlich wo die Würmer ihr Nest in unserm Bauch bauen,
in unserm zarten, schutzlosen Bauch, in dem sich so viel Galle
angesammelt hatte wegen der schändlichen Witwe des Wissenschaftlers,
die einfach ihren Mann vergiftete, indem sie ihm das Leben
zur Hölle machte und ihn schließlich ins Grab brachte
und selber zurückblieb und sich beim Morgenkaffee an all den
Zeitungsgeschichten ergötzte — nicht zu reden von dem vielen Geld.

Womit hatten sie es verdient, dass man sie zu Feinden machte,
von denen man sich doch nicht loszusagen wagte,
und wenn sie alle Schlachten verloren hatten,
sich bei ihnen entschuldigte und ihnen Komplimente machte?

Womit hatten sie all diese Giftdämpfe verdient,
und die anmaßenden Fragen,
die sich aus jeder Mailinglist verbreiteten,
und die an jeder Straßenecke prangten,
auf Plakaten, für deren Aushang man jetzt
eine ordentliche Strafe aufgebrummt bekäme?

Womit hatten sie diesen
jahrhundertelangen
verbalen Terror verdient,
dieses letzte Wort arroganter Überlegenheit,
das man ihnen
nicht einmal zum Lesen gegeben hatte,
nicht einmal zum ANSCHAUEN,
nicht einmal zu sehen,
geschweige denn darüber zu entscheiden?
Ihre Sache war es lediglich,
egal in welch dummem Kontext,
sich zur Schau zu stellen.

Womit hatten sie denn nun wirklich dieses Augenzwinkern
der intellektuellen Gurus verdient, wenn sie sich so nett
unter die Gesellschaft mischten,
was bedeutete ein besseres, gar feineres Leben,
keine kleinlichen Leute, kein oberflächliches Lachen,
keine Anspielungen, Lästigkeiten, Anspielungen, Anspielungen
und manchmal auchmal ein Gedanke,

ein absurder Gedanke, zu dem alle überdrüssig nickten,
aber nicht sie!
Sie waren begeistert.
Sie kreischten direkt vor Begeisterung, sie waren dankbar, empathisch,
sie waren ganz Ohr, einnehmend, gesellig, sexy, nett,
und was konnte man ihnen schon übelnehmen,
wenn sie so teilnahmsvoll mit Lippen und Sinnen und Ohren
alles mögliche Geschwätz aufschnappten, das man da
in den Raucherzimmern und Zeitungsredaktionen von sich gab,
in all den Cafés, in denen sie herumsaßen
und wo man in Gesellschaft auf sie einredete
und wo man ihnen übers Maul fuhr,
wo man über ihre Seelen fuhr
beim Versuch ihr Inneres zu beruhigen,
denn ihr Schweigen war ja belanglos, nicht existent.

Warum verstummt man immer noch, wenn man ihre Zimmer betritt?
Was ist mit ihnen passiert, was haben sie getan, dass man sie
irgendwie anders sieht? Oder ist das vielleicht Achtung?

Womit haben sie es verdient,
dass man sie nicht mehr belügt,
nichtmal wenn man sie in die Augen sieht?

Was mit deiner Mutter, mit ihrer Mutter geschah
und mit meiner Mutter und auch mit uns hätte geschehn können,
wenn wir nur gewollt hätten, uns gegen unsere Mütter zu wenden,
ihnen die Väter abspenstig zu machen
und die Großväter
und die Urgroßväter
und die Ururgroßväter
und deren Väter und Großväter,
denn wir waren ja die Stärkeren —
wir kamen immer im Essigwasser angeschwommen,
und selbst aus dem Todesmund konnten wir emporwachsen,
dahin, wo es gerade nötig war. Wir kannten die Tricks
und überlisteten alle, die vor uns waren

und niemand hat uns gefragt,
was würde geschehn, wenn wir in uns sehn würden,
warum wir gelebt haben und wie wir gelebt haben,
anstatt uns den Gesetzen zu widersetzen,
die uns gerade so glücklich gemacht haben,
wie wir sie zu machen pflegen?

Unsere Körper einander übertrumpfen lassen —
das verstanden wir, wir kamen aus der Gesichts-
und Dekolletébereichmassage immer
hochtechnologisch, dermatologisch getestet,

aber wir wollten es nicht wissen,
warum man denn die anderen bestrafte.
Wir wollen es ja doch nicht wissen,
immer noch nicht,
warum man ihnen,
trotz des über uns gekommenen Gesetzes
so viele sinnlose Bürden auflädt
da in der Wüste und hinter den Bergen.

Meinen wir wirklich, wir blieben selber frei,
wenn wir die Freiheit der anderen
nicht auch unter den eigenen Füßen sehen. Geht das

in der Glut humanistischen Lächelns,
wenn die großen Herren Götter,
Kosmopoliten und Profeten spielen
in dieser armen und welkenden Gemeinschaft,
in diesem muffigen, alternden Saal, wo
das Verständnis für die Dinge der Welt,
für die kleinen Rechte, die einfachen Geschichten
Notizbücher und Kameras der Reporter füllte?
Warteten sie vielleicht auf die Ankunft des Gesetzes?
Hätten sie es vielleicht bleiben lassen können
darüber zu lachen?
Nein.

Jetzt ist alles anders.
Herrscht große, gerechte Freude
über die Freiheit, von der man sagt,
sie sei nahe,
und keiner fragt jetzt mehr,

warum man uns denn bestraft?
...

7.
Varjud

III

Kui enam ei tee miski valu ja keegi ei puuduta sind enam,
siis mine vareste juurde Mine sinna, kus vareseparved maanduvad. Varesed, kes kunagi olid kaunihäälsed ja valged, ent
kraaksudes õnnetust välja vihastasid Athena.

Varesed teisi linde ärritavad, täpselt nii nagu sina,
niisama laialt ja südamest naeratavad, niisama tigedad,
niisama ohtlikult otsekohesed, kavalalt kõverad, läbinägelikud,
ja nad ootavad, et sa räägiksid
suu puhtaks.
Kui nad tõusevad lendu, on nad sind kuulnud,
kui nad on ära lennanud, siis on sul jälle valus.
...

8.
aus dem Zyklus Schatten [Varjud]

III

Wenn nichts mehr weh tut und niemand dich berührt,
dann geh zu den Krähen. Geh dahin, wo die Krähenschwärme landen.
Krähen, die irgendwann wohlklangen und weiß waren, jedoch
vom Unglück krächzend Athena erzürnten.

Krähen irritieren die anderen Vögel, ganz genau wie du,
genauso breit und herzlich lächelnd, genauso böse,
genauso gefährlich geradlinig, durchtrieben devot, entlarvend,
und sie warten, dass du
dich offenbarst.
Wenn sie auffliegen, dann haben sie dich gehört,
wenn sie fort sind, dann tut es wieder weh.
...

9.
Mina ja sina

Rootsis põgenesid loomaaiast kaks hunti,
nad kaevasid käppadega puuri alla augu
ja panid plehku.
Politsei on kuulutanud hundid tagaotsitavaks,
huntide pildid on riputatud internetti.
Kes on näinud kahte põgenenud hunti,
võtku kiiresti lähima konstaabliga ühendust!

Pühapäeval, kui me autoga loomaaeda sõidame,
ei näegi me seal enam hunte,
me oleme pettunud, aga
tagasiteel läheb meie tuju paremaks.
Emme võtab marketist kilekotitäie süüa,
issi võtab veel natuke bensiini,
ja meie viskame tühja krõpsupaki aknast välja.

Me teeme ühe peatuse metsaveerel
ja lähme kõik omavahel tülli, sest pühapäev on nii tore
ja ainult kord nädalas,
mil igaüks peab saama natuke käratseda,
natuke teiste närvidel sõita.
Meile öeldakse - me peame tegutsema. Me peame kiiremini tegutsema!

Aga kui me hetkeks üksi jääme seal padrikus,
hakkab meil kõhe, sest tegelikult me ei taha tüli,
me tahame kõike,
mis on helge, me tahame tagasi vanu ja uusi sõpru,
ja oma raha ja natuke vabadust.

Ja kui hundid meile vastu tulevad, siis ütleme, et me
pole neid näinud, eks. Teeme näo, nagu me
ei teaks, et nad on hundid.
Las nemad teevad näo nagu nad ei teaks,
et meie oleme inimesed
Et me juba oleme
nemad.
...

10.
Du und ich

In Schweden entwischten im Zoo zwei Wölfe,
wühlten sich unterm Käfig durch
und machten sich davon.
Die Polizei erklärte die Wölfe zu steckbrieflich Gesuchten,
die Fotos der Wölfe wurden ins Netz gestellt.
Wer hat zwei entsprungene Wölfe gesehen,
der melde sich unverzüglich auf der nächsten Wache!

Am Sonntag, wenn wir mit dem Auto in den Zoo fahren,
dann sind da keine Wölfe mehr,
wir sind enttäuscht, aber
auf der Rückfahrt bessert sich die Laune.
Mami kauft im Supermarkt eine Tüte voll zu essen,
Papi tankt noch ein bisschen Benzin,
und wir schmeißen die leere Chipspackung aus dem Fenster.

Wir machen am Waldrand halt
und geraten uns alle in die Haare, denn der Sonntag ist so toll
und nur einmal pro Woche,
so dass jeder ein bisschen rummotzen darf,
den andern ein bisschen auf den Senkel gehen.
Es heißt doch: Wir müssen handeln! Wir müssen schneller handeln!

Aber wenn wir einen Moment lang allein sind im Dickicht,
wird uns angst, denn im Grunde wollen wir keinen Streit,
wir wollen alles,
was hell und licht ist, wir wollen die alten und die neuen Freunde wiederhaben,
und unser Geld und ein bisschen Freiheit.

Und wenn uns die Wölfe begegnen, dann sagen wir einfach, wir hätten
sie nicht gesehen. Tun so, als ob
wir nicht wüssten, dass es Wölfe sind.
Und sie sollen so tun, als wüssten sie nicht,
dass wir Menschen sind.
Dass wir nun mal
diejenigen welche sind.
...

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